Politik

Ein Verbrechen ohne Namen - Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust

Dan Diner, Norbert Frei


Ist es ein neuer Historikerstreit? Die Erinnerung an den Holocaust – in Deutschland eben noch eine politische und gesellschaftliche Errungenschaft – steht plötzlich in der Kritik. Dessen Funktion sei es, andere historische Verbrechen auszublenden und dem Mord an den Jüdinnen und Juden eine übertriebene Rolle im kollektiven Gedächtnis der Deutschen einzuräumen. Dan Diner und Norbert Frei treten solchen Thesen entschieden entgegen. Sie zeigen in ihrem mit Saul Friedländer und Sybille Steinbacher verfassten Buch aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven, warum das Argument der Präzedenzlosigkeit des Holocaust historisch gut begründet ist. Zugleich machen sie deutlich, dass die Erinnerung insbesondere an die Kolonialverbrechen einen größeren Platz erhalten sollte, ohne deshalb die kritische Auseinandersetzung mit dem Holocaust beiseitezuschieben. Dan Diner ist Historiker für Moderne Geschichte und lehrte an den Universitäten Jerusalem und Leipzig. Zuletzt war er Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für Jüdische Geschichte und Kultur. Norbert Frei ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. In Zusammenarbeit mit dem C.H.Beck Verlag